Kalte Füße inklusive – Nora Graser
26. Dezember 2011 § Ein Kommentar
Man lernt ja nie aus – ich dachte die ganze Zeit, ich sei durch mein Praktikum im tief verschneiten und eiskalten Riga vor zwei Jahren schon relativ abgehärtet. Aber es gibt ja immer Leute, die noch krassere Sachen machen.* Nora Graser zum Beispiel, die 15 Monate lang auf der Forschungsstation Neumayer in der Antarktis geforscht und dort auch überwintert hat. Darüber hat sie einen Erlebnisbericht in Buchform verfasst.
Sie verwendet zunächst ein paar kurze Kapitel auf ihre Motivation und die Vorbereitungen, ehe dann erwartunsgemäß die meiste Zeit über die Überwinterung an sich geschrieben wird.
Ihr Überwinterungsteam kam bereits im Sommer in der Antarktis an (zu anderen Jahreszeiten können auch keine Flugzeuge landen) und war – nach einer kurzen Einarbeitungszeit – im anschließenden arktischen Winter nahezu komplett von der Außenwelt abgeschnitten: In einem Notfall könnte beispielsweise niemand ausgeflogen werden. Klar gibt es Internetanschluss und die Möglichkeit zur Kommunikation mit der Außenwelt, aber das Team ist auf sich alleine gestellt.
Deswegen müssen die Überwinterer vorher auch Dinge lernen wie Feuer löschen oder Wunden nähen, sie haben einen Techniker und einen Arzt im Team mit dabei und können ansonsten nur hoffen, dass alles ohne große Probleme über die Bühne geht.
Ging es dann auch, soviel kann schonmal verraten werden. Nora Graser schreibt, wie man es von der Freundin oder Bekannten im regelmäßigen E-Mail-Rundbrief erwarten würde: Nicht literarisch, aber angenehm zu lesen und des öfteren sogar recht lustig, beschreibt sie ihren Alltag, ihre Arbeit und Freizeitgestaltung. Die Beschreibungen sind oft recht technisch (sie ist Physikerin), manchmal hilft das kurze Glossar am Schluss des Buches. Umso schöner sind die Beschreibungen außerhalb der Arbeit: Ihre Begeisterung für das farbenfrohe Dämmerungslicht, die Pinguinkolonie in der Nähe der Station oder die riesigen Eisberge scheint regelmäßig durch. Dafür geht es relativ wenig um die Dynamik innerhalb der Gruppe – es ist sicherlich nicht leicht, mit 8 bisher fremden Menschen mehrere Monate in einer nicht gerade weitläufigen Station unter dem Eis zu leben und die Sonne eine Zeitlang gar nicht zu sehen. Sie deutet hier nur an, dass es natürlich mal Reibereien gab, die man aber lösen konnte – interessant wären ein paar mehr Details dann doch gewesen. Gut, das sei verziehen, ist sicherlich auch eine Frage der Persönlichkeitsrechte der anderen Überwinterer.
So oder so: Das war ein schöner, interessanter Kurzurlaub (wenn man es denn so nennen will), der mich zumindest gedanklich von meinem Schreibtisch weg entführt und in einen komplett anderen Alltag gebracht hat. Nicht, dass es mein größter Traum wäre, so etwas zu erleben – das muss es auch gar nicht sein. Aber spannend allemal, was man noch so alles im Anschluss an sein Studium machen kann.
Es gibt im Übrigen auch ein paar Webcams der Station – allerdings wurde mittlerweile eine neue Station gebaut. Hier gehts lang.
~~
* Nur wie sich eingefrorene Wimpern anfühlen, das weiß ich auch. 😉
ISBN: 978-3426781234 256 Seiten Knaur Taschenbuch € 9,95Baltische Begegnungen – Uwe Rada/Inka Schwand
22. April 2010 § Hinterlasse einen Kommentar
Zum Abschied bei meiner Praktikumsstelle in Riga habe ich dieses Buch als Andenken bekommen – komplett mit Widmung und den Unterschriften von allen.
Um was gehts? Es geht natürlich ums Baltikum – die Autoren sind per Rad, Bahn und Bus durch Estland, Lettland und Litauen gereist und fassen ihre Erlebnisse in diesem Band zusammen. Dabei wird mal die schöne Landschaft beschrieben, mal geht es um gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Entwicklungen in einzelnen Regionen oder um die wechselvolle Geschichte der drei Länder.
Fazit: Ob man nun schonmal dort war oder (noch einmal) hinwill, das Büchlein hier ist eine schöne Anregung und eine Erinnerungshilfe zugleich. Ob man jetzt nur etwas über lohnenswerte Reiseziele abseits der großen Touristenströme erfahren will oder lieber über die geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe, kann man sich aussuchen – es gibt zu jedem Thema etwas, und durch die Einteilung in kurze Kapitel kann man auch nur gezielt zu einem Land lesen. Wie ich fand, eine sehr schöne Erinnerung an meine Zeit in Riga, bei der ich gleichzeitig auch noch Einiges dazulernen konnte.
ISBN: 978-3861246206
144 Seiten
be.bra Verlag
€16,90
Verfilmung von „Schande“
4. Juli 2009 § Hinterlasse einen Kommentar
Der offizielle Kinostart ist wohl irgendwann im August oder September (da finden sich unterschiedliche Angaben im Netz), aber auf dem Freiburger Filmfest gibts sie schon jetzt zu sehen: Die Verfilmung von J.M. Coetzees „Schande“.
Ich fand schon das Buch sehr gut (Rezension hier), und ja, es ist die wirklich alte und schon etwas ausgelutschte Diskussion: Verfilmung anschauen oder lassen? Das Risiko eingehen, dass man total enttäuscht aus dem Kino rausgeht oder vielleicht einen tollen Film verpassen?
Aber keine Angst, in „Schande“ könnt ihr beizeiten beruhigt reingehen, die Verfilmung ist wirklich toll gelungen. Mit tollen Schauspielern wurde die Handlung aus dem Buch nahezu eins zu eins übernommen (was, wie ich finde, bei diesem Roman auch schwerlichst anders möglich gewesen wäre, ohne die Aussage komplett zu verfälschen) und das Ganze mit einer guten Kameraführung und einem schönen Soundtrack in Szene gesetzt. Und noch dazu sprechen die Leute wirklich südafrikanisches Englisch – naja, das ist vielleicht ein Randproblem, aber mich stört es immer, wenn die Leute 08/15-Englisch sprechen, egal in welchem Land der Film spielt. Und ich freue mich doch immer so, wenn ich Südafrikaner reden höre!
Also meine Rezension, kurz und knapp: Reingehen!
Hier noch, der Vollständigkeit halber, der englische Trailer – allerdings in keiner guten Qualität:
Bookcrossing-Zufallsfund
20. April 2009 § 2 Kommentare
Wenn das kein gutes Omen für das kommende Semester ist: An der Uni fand ich „Wer die Nachtigall stört“ als Bookcrossing-Buch – grade neulich hab ich mir gedacht, dass ich das doch mal gerne lesen würde.
Noch dazu hab ich eine schöne alte Hardcoverausgabe erwischt – sogar mit handschriftlicher Widmung! Dafür hab ich dann auch mal meine Prinzipien über Bord geworfen: es gibt hier an der Uni eine sehr fleißige Bookcrosserin, deren freigelassene Bücher mich allzu oft zum Zugreifen verlockt haben, so dass ich mir vorgenommen hatte, mich aus Platzgründen hier erstmal zurückzuhalten. Aber das heute war ja auch was anderes…
WDR-Literaturmarathon 2009
13. März 2009 § Hinterlasse einen Kommentar
Der grüne Daumen – Julia Kospach und Christopher Fellehner
26. Oktober 2008 § Hinterlasse einen Kommentar
Heute mittag habe ich unseren Balkon schon ein wenig winterfit gemacht – und bei der Frage, wie denn jetzt genau die Rose zurückzuschneiden ist, habe ich in diesem Büchlein nachgeschlagen.
Um was gehts? „Der grüne Daumen“ ist ein Buch, das sich speziell an Menschen richtet, die vorher noch nie wirklich gegärtnert haben, nun aber ihren Balkon, ihre Terrasse oder ihre Fensterbank begrünen möchten. Aber auch bereits erfahrene Gärtner können noch Neues erfahren: Es gibt Empfehlungen zu wichtigen Accessoires, Pflege- und Schädlingsbekämpfungstipps sowie eine kleine Pflanzenkunde und einiges mehr.
Fazit: Gut ist, dass es hier sogar Tipps für die schmalste, schattigste Fensterbank gibt, und das Ganze wird so erklärt, dass man sich ja nicht mit zuviel Scheu an die Arbeit macht, denn: so schwer ist das alles gar nicht! Manchmal gefehlt haben mir Fotos, vor allem bei den Beschreibungen der verschiedenen Pflanzen und Blumen.