Die Korrekturen – Jonathan Franzen
30. Dezember 2014 § 7 Kommentare
Das Statement, das ich am häufigsten gehört habe, während ich „Die Korrekturen“ gelesen habe? „Ach ja, das hab ich auch mal angefangen. Bin aber nicht weit gekommen, ich fands zu langatmig/langweilig/doof!“. Haha, ja, an dem Punkt war ich auch einige Male. Wenn die Protagonisten mal wieder überhaupt nicht klarkamen und sich ad nauseam mit irgendwelchen Scheißproblemen (durchaus auch mal im Wortsinne) beschäftigt haben. Und dann habe ich mich doch weiter durchgebissen (warum auch immer) und habe dann ein paar Seiten später wieder herzhaft gelacht und das Lesen genossen. Und ich bin immer noch nicht wirklich dahintergestiegen, was genau an diesem Buch diese etwas extremen Reaktionen in mir ausgelöst hat.
Bei den „Korrekturen“ geht es um Familie Lambert aus dem Mittleren Westen der USA. Enid und Alfred haben drei erwachsene Kinder, Gary, Chip und Denise, und genug eigene Probleme: Alfred ist auf dem Weg in die Demenz und zusätzlich durch Parkinson und weitere Gebrechen gehandicapt. Enid ist eigentlich die Optimistische und Unternehmenslustigere, sie ordnet sich aber dem zunehmend starrsinnigen Alfred unter.
Und auch bei den Kindern täuscht die Fassade gewaltig: Gary ist zwar beruflich erfolgreich, hat eine schöne Frau und drei gesunde Kinder, schrammt aber regelmäßig knapp an einer Depression vorbei. Chip, der Mittlere, arbeitet mitnichten beim „Wall Street Journal“, wie Enid gerne erzählt, sondern bei irgendeinem drittklassigen Käseblatt, das halt nur einen ähnlichen Namen hat. Das aber erst, nachdem er wegen einer Affäre mit einer Studentin seinen vielversprechenden Dozentenjob an einer Uni verloren hatte. Und zum Schluss landet er in Litauen, wo er einem (Ex-)Politiker bei, ich sag mal, dubiosen „Internet-Aktivitäten“ behilflich ist. Und Denise, die Starköchin? Sie ist tatsächlich gefeiert in ihrem Job, hatte einen Kollegen geheiratet und mit ihm gemeinsam ein Restaurant geführt. Dann kam die Scheidung und ein neuer Job, bei dem sie jedoch gefeuert wurde, weil sie mit der Frau ihres Chefs eine Affäre angefangen hat.
Und in diesem ganzen Durcheinander will Enid eigentlich nur noch eines: Ein letztes Mal Weihnachten feiern, gemeinsam mit der ganzen Familie, mit Kindern und Enkeln.
Ja, also, wie gesagt. Dieses Buch hat in mir sehr zwiespältige Gefühle ausgelöst. Ich gebe zu: Am Schluss wars erst einmal die Freude, es endlich geschafft zu haben. Doch irgendwie bin ich ja doch immer bei der Stange geblieben, über alle Längen und sinnentleerten Dialoge hinweg. Das mag daran gelegen haben, dass da dann doch so ein Sprachwitz durchblitzte, den ich mochte, und dass hinter alldem das Wissen stand, dass man die Schilderung einer amerikanischen Durchschnittsfamilie um die Jahrtausendwende vor sich hat, die nicht allzu weit hergeholt zu sein scheint.
Ob man dieses Buch jetzt allerdings unbedingt gelesen haben muss – ich weiß es nicht. Franzen macht es einem recht schwer, dabei zu bleiben, vor allem durch die tatsächlich sehr langatmigen Schilderungen und die samt und sonders unsympathischen Charaktere. Verlorene Lebenszeit wars nicht, aber wirklich was gewonnen hab ich dabei auch nicht.
Back to Blood – Tom Wolfe
1. September 2014 § Hinterlasse einen Kommentar
Ein passendes Genre für diese Geschichte zu finden, ist gar nicht so leicht. Vielleicht am ehesten „Multikulti-Satire-Roman“? Es geht jedenfalls um das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, um Gewinner und Verlierer – und letztlich fällt alles immer darauf zurück, von woher die eigenen Eltern oder sonstige Ahnen irgendwann mal eingewandert sind.
Nestor Camacho ist Mitte 20 und Polizist. Eines Tages fällt ihm die unangenehme Aufgabe zu, einen kubanischen Flüchtling von einem Bootsmast zu holen. Nestor hat ihm zwar wahrscheinlich das Leben gerettet, der Flüchtling konnte dadurch aber nicht den rettenden amerikanischen Boden erreichen und wird wahrscheinlich nach Kuba zurückgeschickt.
Nestor ist dummerweise selbst kubanischstämmig und für seine Community fortan ein Verräter. Seine Familie will nichts mehr von ihm wissen und sogar seine Freundin Magdalena verlässt ihn.
Magdalena wiederum will unbedingt gesellschaftlich aufsteigen und schläft deswegen mit ihren Chef, einem Psychiater für Pornografiesüchtige. Sie findet ihn eigentlich gar nicht mal so scharf, aber er kann sie eben in die High Society Miamis einführen. Dadurch lernt sie viele wichtige und einflussreiche Leute kennen, unter anderem den russischen Millionär Sergej Koroljow. Sergej ist so charmant und kultiviert, kurzum: viel attraktiver als ihr Chef, weswegen sie diesen abserviert und mit jenem in der Kiste landet. Was sie nicht weiß: Koroljow hat möglicherweise ziemlichen Dreck am Stecken und ausgerechnet ihr Ex Nestor versucht, ihm auf die Schliche zu kommen.
Nestor nämlich wird von John Smith kontaktiert, einem weißen Journalisten, der über seine Heldentat berichtet hatte. Denn für alle Nicht-Kubaner hat der durchtrainierte Nestor eine wahre Heldentat vollbracht, als er da einfach so auf den Mast kletterte und dem armen Flüchtling das Leben rettete. Und Smith hat noch eine weitaus spannendere Geschichte auf Lager: Koroljow hat einem Museum in Miami Kunstwerke im Wert von mehreren Millionen Dollar gestiftet – das Museum trägt sogar seinen Namen. Die Kunstwerke sollen aber gefälscht sein und John will gemeinsam mit Nestors Hilfe herausfinden, ob an diesem Verdacht etwas dran ist.
Wolfe hat es auf jeden Fall geschafft, einige sehr sympathische Charaktere zu schaffen, die er in eine ebenfalls gute und interessante Story einbindet. Manchmal ist die Geschichte etwas zäh und langatmig geraten, es gab einige Handlungsstränge, die nicht (oder nicht in dieser Länge) notwendig gewesen wären. Das Ganze ist außerdem als Satire zu lesen. Deswegen ist manches überzeichnet und over the top, aber unterm Strich ist das hier ein unterhaltsam zu lesender Roman über die moderne amerikanische Multikultigesellschaft.
ISBN: 978-3896674890 768 Seiten Originaltitel: Back to Blood Karl Blessing Verlag €24,99Looking for Alaska – John Green
29. Juli 2014 § 2 Kommentare
Miles war an seiner bisherigen Schule in Florida eher ein Außenseiter und hatte auch sonst nicht das spannendste Leben. Um daran etwas zu ändern, welchselt er auf ein Internat in Alabama. Dort findet er schnell Freunde: Seinen Zimmergenossen Chip, seine Mitschüler Takumi und Lara und vor allem Alaska: Traumhaft hübsch, sexy, unternehmungslustig, klug und geistreich im Streiche-Ausdenken, aber auch launisch, unberechenbar und depressiv.
Die fünf werden Freunde und unternehmen viel zusammen; Alaska verkuppelt Miles sogar mit Lara und gibt den beiden Tipps, als es mit der, nun ja, körperlichen Annäherung nicht so ganz klappen will. Dabei ist Miles wenigstens ein bisschen in (die vergebene) Alaska verliebt. Und immerhin: An einem Abend gelingt es Miles immerhin, von Alaska geküsst zu werden, doch ehe sie ihr irgendwie geartetes Versprechen auf „mehr“ einlösen kann, passiert etwas, das die bisher eigentlich relativ heile Welt der Freunde durcheinanderwirbelt und sie vor Fragen stellt, die sie sich so noch nie stellen mussten.
Die Geschichte ist in „before“ und „after“ eingeteilt und klugerweise gibt auch der Klappentext keine weiteren Informationen, was dieses „after“ eigentlich ist. Und das fand ich gut, weswegen ich euch auch nicht mehr verraten will. „Before“ ist eine normale, lockere und lustige Internatsgeschichte, wie es schon andere vor ihr gab und wie sie jetzt nicht sooo speziell war. „After“ hat mir jedoch dafür um einiges besser gefallen. Es ist etwas passiert, was normalen Teenies sonst nicht widerfährt, und so geht es um Fragen, mit denen man sich in diesem Alter eigentlich auch nicht beschäftigen sollte. Hier kommt dann der Tiefgang rein und bildet einen krassen Kontrast zu dem unbeschwerten „Before“-Teil.
Die Charaktere fand ich sehr sympathisch, jeder brachte so eine andere Facette mit rein; Alaska war vielleicht ein wenig too much. Aber ja, auf der anderen Seite ist sie ein extremer Charakter, der auch immer wieder zeigt, wie viel Klugheit und Verletzlichkeit hinter der ach-so-harten Schale steckt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie bei vielen Leserinnen (und sicher auch Lesern) gut ankommt.
Alles in allem also ein wirklich lesenswertes YA-Buch mit einigen ernsten und wichtigen Themen im Hintergrund.
ISBN: 978-0-14-240251-1 221 Seiten Deutscher Titel: Eine wie Alaska Penguin €7,20Chuzpe – Lily Bret
15. Juni 2014 § 4 Kommentare
Ruth Rothwax ist perfektionistisch, recht unlocker und meistens überspannt. Bisher kann sich (davon abgesehen) ihr Leben aber durchaus sehen lassen: Drei wohl geratene und fast erwachsene Kinder, ein schickes Loft in New York, einen liebevollen Künstlerehemann (der allerdings gerade im Ausland arbeitet) und ihre eigene Firma – sie ist mit ihrem Schreibbüro erfolgreich und ihre Kunden schätzen ihre Begabung, für jede Situation die richtigen Worte zu finden.
Allerdings ist da noch Edek, Ruths Vater, der beschlossen hat, von Melbourne nach New York zu ziehen. Zunächst bringt er sich wenig hilfreich in die Firmenabläufe ein und bezaubert alle außer Ruth mit seinem Charme. Ruth liebt ihren Vater zwar abgöttisch, aber seine Ideen und Handlungen laufen konträr zu ihrem Ordnungssinn. Dann beginnt sich Edek plötzlich rar zu machen und tut geheimnisvoll – der Grund für das alles ist, wie sich schnell zeigt, die dralle Polin Zofia. Zofia und ihre Freundin Walentyna hatten Vater und Tochter Rothwax (selbst polnische Juden und – was Edek betrifft – Auschwitzüberlebende) auf einer Reise nach Polen kennengelernt. Ruth wusste natürlich nicht, dass Edek die beiden kurzerhand eingeladen hat, per Greencard in die USA zu kommen. Sogleich wird die bereits in Polen begonnene Bettgeschichte zwischen Zofia und Edek wieder aufgewärmt und das Trio kommt mit einer wahnwitzigen Idee um die Ecke: Sie wollen ein polnisches Klopsrestaurant eröffenen, denn Zofias Fleischklopse gehören zu den besten der Welt. Da kann doch nicht schiefgehen, oder?
Ruth und Edek klingen anstrengend und sind es auch. Auf der anderen Seite sind sie irgendwie liebenswert, so dass diese Geschichte nur manchmal nervt. Immerhin: Ruth macht eine Entwicklung durch und wird ein wenig lockerer. Leider ist das Ende dann ziemlich übertrieben und noch etwas unrealistischer als der Rest. Unterm Strich war ich aber immer so ein wenig hin- und hergerissen, wie ich diese Geschichte denn finden soll, denn es gab auch viele witzige Elemente. Alles in allem ist es eine nette, lockere Unterhaltung, die man lesen kann, aber nicht gelesen haben muss.
ISBN: 978-3518459225 334 Seiten Originaltitel: You gotta have balls insel taschenbuch €9,99Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen – Alexandra Fröhlich
26. August 2013 § Hinterlasse einen Kommentar
Paulas Leben steckt in einer Sackgasse: Ihren Verlobten hat sie verlassen, nachdem dieser sie betrogen hatte. In ihrer Anwaltskanzlei läuft es auch eher mau und ihre Eltern lassen sie regelmäßig spüren, dass sie sie für eine Versagerin halten.
Das Schicksal nimmt schließlich eine Wendung, als die Eheleute Polyakow in ihre Kanzlei kommen und sie um Rechtsbeistand bitten. Es geht um irgendwelche Streitigkeiten mit ihrem ehemaligen Vermieter, so viel kann Paula aus den geradebrechten Erläuterungen der beiden heraushören. Schließlich wird ein zweiter Termin vereinbart, bei dem Sohn Artjom als Dolmetscher hinzugezogen werden soll. Und was soll man sagen? Artjom ist dermaßen charmant und hat eine so schöne Stimme, dass es um Paula bald geschehen ist. Nun, vor Gericht blamiert sie sich zunächst einmal tüchtig, weil die Polyakows es mit der Wahrheit nicht so genau genommen haben, aber was solls, Artjom ist nun mal um so viel besser im Bett als der Ex, und so werden die beiden bald ein Paar.
Was folgt, ist ein Clash der Kulturen, durch den Paula einiges lernt über das Verhältnis von Männern und Frauen, über den jeweils angemessenen Kleidungsstil zu jeder Gelegenheit, übers Streiten und Versöhnen, über die russische Küche, Gastfreundschaft und den Stellenwert der Familie. Das Ganze wird natürlich gerne mal übertrieben dargestellt, die Figuren sind regelmäßig überzeichnet-grotesk dargestellt, bleiben aber irgendwie immer liebenswürdig – jedenfalls im Großen und Ganzen. Alles in allem fand ich, dass dieses Buch eine nette Unterhaltung für zwischendurch ist. Wenn man mal ein bisschen lustige Entspannung braucht und vielleicht ein paar russische Eigenschaften selbst kennt, kann man mit dem Buch hier wenig falsch machen.
ISBN: 978-3426512562 320 Seiten Knaur Taschenbuch €12,99Berlin – Baku. Meine Reise zum Eurovision Song Contest – Christiane Rösinger
10. Juni 2013 § Hinterlasse einen Kommentar
Christiane Rösinger scheint eine unternehmungslustige Person zu sein: Als Aserbaidschan den Eurovision Song Contest 2011 gewinnt, beschließt sie, zum Wettbewerb nach Baku zu fahren – mit dem Auto.
Sie packt ihre Mitmusikerin Frau Fierke ein, die beiden kaufen sich ein gebrauchtes Auto und machen sich alsbald auf den Weg. Dieser führt sie von Berlin aus durch Bulgarien, die Türkei, Georgien und schließlich nach Aserbaidschan (wobei die letzten drei Länder am genauesten beschrieben werden). Dabei sollte man nicht davon ausgehen, dass viel über den ESC geschrieben wird – der Weg ist das Ziel, und der ESC taucht dann auch nur in den allerletzten Kapitel auf (und kommt nicht allzu gut weg). Insofern kann man das Ganze auch getrost lesen, wenn man mit dieser Veranstaltung nichts am Hut hat.
Dieser Reisebericht besteht eher aus schlaglichtartigen Erinnerungen denn aus einer minutiösen Wiedergabe des Erlebten. Zum Teil wird reflektiert, was die beiden Frauen so sehen, gerne auch aus feministischer Sicht. Gerade dieser Stil hat mich manchmal etwas gestört, das Buch wirkte zum Teil recht schnell zusammengeschrieben und unfertig – etwas mehr Zeit hätte hier vielleicht gut getan, etwas mehr Muße auch im Schreiben und Erzählen, denn Erzählen ist etwas, was Rösinger durchaus kann. Sie macht einige interessante Beobachtungen und Einschätzungen, das ganze liest sich oft auch sehr lustig und locker, aber leider ist es eben alles etwas zu knapp geraten für meinen Geschmack. Mir drängte sich der Verdacht auf, man wollte das Buch rechtzeitig vor dem nächsten ESC auf den Markt bringen, damit die Erinnerungen an die doch recht kontrovers diskutierte Veranstaltung und an die Kritik am Ausrichterland noch einigermaßen frisch im Gedächtnis ist.
Ich möchte aber auch nicht komplett davon abraten, weil es natürlich trotz aller Knappheit eine tolle Idee und ein schöner Reisebericht ist.
ISBN: 978-3100929457 224 Seiten Fischer Taschenbuch €16,99Die Sache mit dem Ich – Marc Fischer
27. April 2013 § Ein Kommentar
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Marc Fischer vorher nicht (bewusst) kannte. Diesen Tipp bekam ich von einem Kumpel und als ich mir das Buch dann besorgt hatte, las ich im Klappentext: Fischer ist ja schon längst tot. Tja, und das gerade dann, wo ich ihn ein bisschen für mich entdeckt hatte…
„Die Sache mit dem Ich“ ist ein Sammelband von Kurzgeschichten und Reportagen, die Fischer bereits irgendwo anders veröffentlicht hatte und die postum noch einmal gesammelt herausgegeben wurden. Es sind Geschichten, die alle in Ich-Form geschrieben sind und bei denen man manchmal nicht so ganz sicher weiß, welche Teile jetzt tatsächlich so passiert sind und welche erfunden sind. Gerade diese Zwei- und Uneindeutigkeit hat mir gefallen: Man weiß natürlich, dass es die verrücktesten Stories gibt und dass meistens diejenigen Geschichten wahr sind, die am abgefahrensten sind – aber was ist jetzt wie einzuordnen?
Vielleicht hat Fischer das ja tatsächlich alles so erlebt. Es wäre großartig. Dabei soll kein falscher Eindruck entstehen: Es gibt hier nicht nur Skurriles zu lesen, sondern auch Lustiges, Melancholisches, Nachdenkliches, Erstaunliches. Bemerkenswerte Treffen mit Prominenten, eigenartige Rechercheaufträge, außergewöhnliche Erlebnisse auf Reisen. Oft gibt es eine Pointe obendrauf oder sogar eine kleine Moral, aber letzteres nie mit erhobenem Zeigefinger. Das ist schön.
Fischer ist wohl einer dieser Typen gewesen, denen man gerne einen Abend lang zugehört hätte und bei denen selbst die x-te Anekdote nicht langweilig wäre. Es tröstet mich, dass er mehr als diese Geschichten hier geschrieben hat. Immerhin.
ISBN: 978-3462044263 304 Seiten KiWi €14,99Berts dagbok – Sören Olsson/Anders Jacobsson
11. September 2012 § Hinterlasse einen Kommentar
Bert Ljung hat mich ja durch meine Jugend begleitet und ich tippe mal, dass ich damit nicht alleine bin. Als eine Freundin meinen automatischen Goodreads-Post zu dem Buch bei Facebook sah, kommentiert sie, dass sie und ihr Bruder auch alle Bücher dieser Reihe gelesen hätten. Ich hatte vor einigen Jahren den ersten Teil der Reihe auf Schwedisch erstanden und habe ihn jetzt in Vorbereitung eines Schweden-Kurztrips vor Kurzem endlich mal durchgelesen. Kinder- und Jugendbücher sind ja immer dankbare Lektüre in Fremdsprachen… 😉
Bert ist 11 und über beide Ohren verliebt in Rebecka aus seiner Klasse. Vereinzelte Bemühungen, bei ihr zu landen, fruchten nicht, was aber Bert nicht anficht, da er sich sowieso bald entliebt hat und nur noch an eine (andere) denken kann: Nadja Nilsson von der Jungbergschule, die er bei der Schuldisco gesehen hat. Er ruft sie sogar heimlich unter falschem Namen an, trotz ihrer drei gemeingefährlichen Brüder. Dumm nur, dass er zur Tarnung den Namen seines besten Freundes Åke verwendet hat, denn als Nadja schließlich rausrückt, dass sie sich leider, leider in Åkes Freund Bert verguckt hat, muss sich ebendieser eine gute Ausrede einfallen lassen…
Ansonsten hat Bert unter seiner ersten Brille und unter seinem Vornamen zu leiden, kommt zusammen mit Åke regelmäßig auf dumme Ideen, versucht ständig, seine letztlich doch fehlende Coolness zu überspielen und sich irgendwie gegen den Klassenchaoten Klimpen durchzusetzen.
Stellvertretend hier noch ein paar Worte zu der restlichen Reihe: Ich glaube, es gibt für jedes Alter von Bert einen Band, bis er 18 ist. Was hier noch harmlos anfängt, wird dann später mehr und mehr durch Berts Pubertät und die damit verbundenen Schwierig- und Peinlichkeiten geprägt. Unterm Strich bleibt Bert der ewig verhinderte Liebhaber, der übers Fummeln nicht herauskommt – was ihm schwer zu schaffen macht.
Aber davon ist, wie gesagt, in diesem Band noch nichts zu spüren. Der Stil dürfte vor allem Jugendliche ansprechen, die etwa im gleichen Alter von Bert sind. Der Humor ist altersentsprechend und für Erwachsene bisweilen etwas albern. Aber ich lasse auf Bert nichts kommen, bei der Erstlektüre habe ich regelmäßig Tränen gelacht. Insofern stellvertretend hier die Empfehlung für diese Fast-schon-Klassiker – auf das auch die nächste Generation zusammen mit Bert erwachsen werden kann.
ISBN: 91-29-62828-8 153 Seiten Deutscher Titel: Berts gesammelte Katastrophen Rabén & Sjögren Preis unbekannt (deutsche Ausgabe: €9,90)